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Gleichgestimmt und gleichgesinnt

Die Frauen des Aequalis-Chores in ihrer neuer Auftrittskleidung.

Aequalis-Frauenchor feiert sein 30-jähriges Bestehen am 16. Juni mit einem Festkonzert im Rathaussaal
Bevor die Probe beginnt gibt es Lockerungsübungen mit Sebastian Göring

Die Freude am Singen hören Konzertgäste nicht nur, sie sehen sie in den leuchtenden Augen der Frauen. Maria Scheel gehört zu den Jüngeren. Sie ist 29 Jahre und seit Anfang des Jahres dabei. „Meine Schwiegermutter geht oft zu den Aequalis-Konzerten und zeigt sich begeistert. Also bin ich nun dabei“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin. Singen im Chor ist auch für Birgit Herzog ein Lebenselixier. Einen Ausgleich zur Büroarbeit braucht Uta Zimmermann. Zum Tag der Vereine im Februar im Kultur- und Kongresszentrum Gera hat sie für die Besucher sogar Noten zum Naschen gebacken. „Wir wollen regional präsent sein. Unsere größten Fans wohnen hier.“ Zu diesen zählt ebenso Ursula Seyfarth. Sie war einst Pianistin des Chores des Hauses der Jungen Pioniere, der später auch als Aequalis-Mädchenchor in viele Länder reiste und bei Wettbewerben Preise einheimste. Ihn leitete damals Manfred Werner. Er kümmerte sich von 1989 bis 2005 um die musikalischen Belange des neu gegründeten Frauenchores. Sein Engagement ermöglichte Reisen in die US-amerikanische Partnerstadt Fort Wayne, die Begegnung mit anderen Ensembles und Gastauftritte. So gestalteten die Damen 1999 die Hochzeitsmesse von Anna und Wolf von Trotta im Merseburger Dom, nahmen an den Frauenchortagen des Fränkischen Sängerbundes im Jahr 2003 teil. Eine Konzertreise führte Aequalis, der aus dem Lateinischen abgeleitete Name steht für gleichgesinnt und gleichgestimmt, 2005 nach Italien mit einem Auftritt am Seitenaltar im Mailänder Dom.

Der erste Chor-Wettbewerb mit dem neuen musikalischen Leiter Sebastian Göring 2006 in der Nähe von Leipzig ging schief. „Wir sind eingebrochen“, erinnert sich Uta Zimmermann. „Viel zu aufgeregt, viel zu hohe Ansprüche an uns“, nennt sie als Ursache. Göring, einst Mitglied im Thomanerchor, gab den enttäuschten Frauen mit viel Geduld ihr Selbstbewusstsein zurück. Dennoch wollten sie an keinem Ausscheid mehr teilnehmen. Umso glücklicher waren sie über den Erfolg bei dem exklusiven Internationalen Chorwettbewerb „Praga Cantat“ acht Jahre später. Die Geraer kehrten mit einem Silber-Diplom in der Kategorie Frauenchöre zurück. „Nach der Verleihung gab es eine Festorgie“, erinnern sich scherzhaft einige Mitglieder. „Wir haben ausgelassen getanzt und gefeiert.“ In Prag habe Aequalis in fünf Sprachen gesungen, unter anderem in Englisch, Französisch und in Japanisch, das Pflichtlied war natürlich in tschechischer Sprache. Aber die Frauen überzeugen mit ihren Liedern ebenso in Latein, Russisch, Norwegisch, Schwedisch, Polnisch und Italienisch.


„Sebastian Göring ist für uns ein Glücksgriff gewesen“, meint Ildiko Martin, die Vereinsvorsitzende des Chores. Sie und die anderen Frauen loben sein ungeheures Wissen, sein perfektes Gehör und seinen Mut, mit ihnen Ungewöhnliches einzustudieren. „Macht er musikalischen Urlaub, bringt er interessante Stücke mit. Sebastian Göring durchforstet Musikalienhandlungen und das Internet nach Außergewöhnlichem. Wir singen fast alles, was er uns vorschlägt. Er stellte uns zum Beispiel ein tschuwaschisches Lied vor. Weil es sehr kompliziert war, hat er dann einen deutschen Text geschrieben oder er gibt uns Blätter mit der Lautsprache“, erzählt Martin. So erweiterte sich das Repertoire der Sängerinnen. „Es wurde aufgefrischt“, betonen die Frauen. Nun reicht es vom 12. Jahrhundert bis ins Heute. Madrigale, Choräle, Volkslieder, Jazz, Swing und Modernes gehören ins Programm wie „The lion sleeps tonight“.

Auch andere musikalische Wege gönnt sich der Chor. So wirkte er im Oktober 2017 mit über 4000 Sängern und Sängerinnen beim Pop-Oratorium Luther mit. Eckart von Hirschhausen moderierte es in der Mercedes-Benz Arena in Berlin. Dieses wurde im ZDF übertragen. Gern gesehen ist das Aequalis-Gesangsensemble bei Weihnachtskonzerten oder Adventssingen in der Stadt. Nach dem Jubiläumskonzert singen die Frauen am 21. Juni zu Féte de la Musique, ab 19.30 Uhr, auf der Treppe zur Salvatorkirche. Gegenwärtig laufen noch die Proben für die erste CD-Produktion. Der Tonträger soll im Dezember auf den Markt kommen.

Keines der derzeit 28 Aequalis-Mitglieder möchte die wöchentlichen heiteren wie anstrengenden Proben in der Dixschule in Gera-Untermhaus mit manchen Streitgesprächen zum Repertoire, die unvergesslichen Aufritte und natürlich das fröhliche Zusammensein danach missen. Auch die jährlichen Chorlager tragen zur Gemeinschaft bei. Neue Sängerinnen sind immer willkommen, die nicht mehr nur ihr Lied unter der Dusche trällern wollen.

Ostthüringer Zeitung/Ilona Berger